Der Fingerhut- die Heilpflanze im August

Der Fingerhut- Digitalis purpurea


Viele von uns haben diese Pflanze in ihren Gärten und die meisten wissen auch, das sie mit Vorsicht zu „genießen“ ist. Trotzdem ist sie aus einem Staudenbeet im Bauerngarten nicht weg zu denken. Sie ist zweijährig und sämt sich überall im Garten aus, wo man sie wachsen lässt. Im ersten Jahr sieht man, ähnlich wie bei der Königskerze nur eine Blattrosette. Lässt man sie stehen, entwickelt sich im zweiten Jahr die wunderschöne Blüte. Botanisch zählt der Fingerhut zu den Lippenblütlern und in der Unterordnung zu den Wegerichgewächsen wie zum Beispiel auch der Spitzwegerich.
Auch das aus ihr gewonnene Glykosid Digitalis kennt heutzutage fast jeder, hat es doch die Behandlung von Herzpatienten revolutioniert.
Wer aber mehr über diese wunderschöne Pflanze wissen möchte, sollte den folgenden Artikel lesen!

Die Geschichte des Fingerhut 

Der lateinische Name Digitalis leitet sich vom Wort „digitus“ also Finger ab und bezieht sich auf die charakteristischen Blüten. Man vermutet, dass die Iren die Heilwirkung der Pflanze im fünften Jahrhundert entdeckten. In einer „Rezeptsammlung“ in Walisischer Sprache aus dem 12. Jahrhundert findet sich eine Erwähnung zur äußerlichen Anwendung der Blätter gegen Wassersucht.

In Irischen Sagen findet man häufig die Blüte des Fingerhutes als Kopfbedeckung von Elfen und Feen. Böse Feen sollen die Blüten Füchsen als „Handschuhe“ gegeben haben, damit sie lautlos in die Hühnerställe kamen, im Englischen Sprachgebrauch heißt die Pflanze daher auch „Foxglove“.

Erstmals beschrieben wurde sie von Leonhart Fuchs (1501-1566) in seinem berühmten „New Kreütterbuch“ von 1543. Auch  Tabernaemontanus erwähnt die Pflanze 1588 aber mit dem Zusatz „wozu diese Kreuter zu gebrauchen seyn/finde ich nicht bey den Authorn“ 

Die botanische Erstbeschreibung erfolgte wie sooft durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné in seinem 1753 erschienen Buch „Species Plantarum“.

Die Wirkung zur Stärkung des Herzens von Digitalis purpurea beschrieb erstmals der englische Arzt William Withering (1741-1799)  im Jahre 1785 in seiner Abhandlung „an account of the Foxglove and its medical uses“. Angeblich hat er eine Kräuterfrau heimlich beobachten lassen, da sie sich geweigert hatte ihm die Pflanze und ihren Standort zu verraten. Erst als er die Pflanze, den Fingerhut kannte hat er Experimente damit gestartet und so seine herzkraftstärkende Wirkung nachgewiesen. 

Phytotherapeutischer Einsatz des Fingerhutes

In der Phytotherapie wird der Fingerhut auf Grund seiner sehr geringen therapeutischen Breite nicht eingesetzt. 
Anders in der Homöopathie, hier hat er sein Einsatzgebiet, wie auch in der Schulmedizin vor allem bei Herzerkrankungen. Da die Homöopathie aber auf sehr viel mehr als nur ein Organ oder eine Erkrankung schaut, bedarf es vor einer Therapie mit homöopathisch aufbereitetem Digitalis einer ausführlichen Anamnese.

Die Wirkung des Fingerhutes beruht vor allem auf den Glykosiden Purpureaglykosid A und B, sie setzen durch Abspaltung von Traubenzucker die herzwirksamen Glykoside Digitoxin und Gitoxin frei. 

Die Wirkung sorgt für eine sogenannte Herzkraft Stärkung und ist auch harntreibend. Auf Grund der schon oben erwähnten geringen therapeutischen Breite und seiner Anreicherung muss eine Einstellung mit Digitalis immer unter ärztlicher und laborchemischer Überwachung stattfinden! Bei einer Überdosierung kommt es zuerst zu Übelkeit und Erbrechen und später zu einer sogenannten „Gelbsichtigkeit“ dies ist ein sehr sicheres Anzeichen für eine Überdosis und gehört sofort in ärztliche Behandlung.

Eine weitere giftige Heilpflanze welche sogenannte Herzglykoside enthält habe ich ja schon im Januar mit der Christrose beschrieben.

Fingerhut - Digitalis purpurae
Fingerhut – Digitalis purpurea
Der Fingerhut- die Heilpflanze im August
Typische Fingerhutblüte

Neues aus der Praxis Heilkraut

Viele haben es ja schon mitbekommen, die Praxis Heilkraut zieht um! Daher wird es im September keine Heilpflanze des Monats geben. Nachdem ich mich in meiner neuen Umgebung in Nordfriesland eingelebt habe, werde ich meine Praxistätigkeit wieder aufnehmen und auch wieder Seminare und Heilkräuterwanderungen anbieten.

Es lohnt sich also immer mal wieder auf der Website vorbei zuschauen, um den Neu-Start nicht zu verpassen.

 

Bis Bald

Eure Chalotte