Die große Brennnessel – Urtica dioica
Wer kennt sie nicht? Als Zeigerpflanze wächst sie fast überall und wird von vielen Gartenbesitzern als Unkraut beschimpft. Das wird dieser großen Heilpflanze aber nicht gerecht. Im Garten zeigt sie uns an, dass der Boden einen hohen Stickstoffanteil hat. Sie kann als Brennnesseljauche zum Düngen von z.B. Tomatenpflanzen genutzt werden aber auch zur Schädlingsbekämpfung gegen Blattläuse. Heute sind Brennnesseln dank ihres Nährwerts häufig in der allgemeinen Ernährung zu finden. Sie enthalten sehr viel Vitamin C mehr noch als Orangen, des weiteren sind sie reich an Eisen, Kalzium, Magnesium und Eiweissen – mehr noch als Soja. Damit ist sie eine interessante Eiweissquelle für Sportler aber auch für Vegetarier und/oder Veganer, die auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten möchten.
Aber welche Heilwirkungen hat sie? Darüber möchte ich im folgenden Artikel mehr berichten.
Die Geschichte der Brennnessel
In der Antike wurden mit ihrem Saft und ihren Blättern Blutungen gestillt. Wegen der oben genannten Eigenschaften war die Brennnessel schon seit der Frühzeit der Jäger und Sammler eine wichtige Nahrungspflanze. Ob die Indianer in Amerika oder die Wikinger in Europa, alle frühen Völker waren am Ende des langen Winters froh über das erste Grün, wenn die Nahrung zur Neige ging. Bei den Germanen hieß die Brennnessel auch Donnernessel und war nach dem Gewittergott Donar benannt. Sie brachten das „verbrennen“ der Haut nach der Berührung der Pflanze, mit den Blitzen in Verbindung, die dieser zur Erde sandte. In der Steinzeit wurden aus ihren Fasern Schnüre hergestellt und im 1. Weltkrieg wurden aus ihren Fasern, in Ermangelung von Baumwolle sogar Uniformen gewebt. Sie war lange der Stoff der armen Menschen. In England wird bis heute ein Käse hergestellt, dessen Rezeptur auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Hierfür wird der Käse vor dem Reifeprozess in Brennnesselblätter eingewickelt. Die Kirche im Mittelalter verbot ihren Nonnen und Priestern den Genuss der Samen. Warum, dass erfahren Sie im nächsten Abschnitt.
Phytotherapeutischer Einsatz der Brennnessel
Neben der Ernährung wird die Brennnessel häufig als Tee angewandt. Hier wird der hohe Gehalt von Kalium und Calcium genutzt um die Nierenfunktion anzuregen und die Ausscheidung zu beschleunigen. Daher ist die Brennnessel eine der häufigsten Bestanteile in sogenannten „Durchspülungstees“, welche sich sehr gut für eine Frühjahrskur zum Entschlacken eigenen. Weitere Bestandteile können z.B. Birkenblätter, Goldrute, Löwenzahn, Heuhechel oder andere harntreibenden Heilpflanzen sein. Die Brennnessel hat eine sogenannte aquaretische Wirkung, das heisst sie beschleunigt die Ausscheidung, verhindert aber durch ihren hohen Mineraliengehalt gleichzeitig deren Verlust. Die Bezeichnung Kur deutet schon darauf hin, dass es eine zeitlich begrenzte Anwendung ist. In der Regel maximal für 3 Wochen. Wie für alle Pflanzen gilt auch hier, es kommt zu einer Gewöhnung des Körpers an die Substanzen und die Wirkung lässt mit der Zeit nach. Des weiteren kann man Brennnesseltee bei Blasenentzündungen, zum ausschwemmen von Nierengries, aber auch bei einem erhöhten Harnsäurewert, also Gicht anwenden, da sie für eine bessere Ausscheidung der Harnsäure sorgt. Alles Erkrankungen, bei denen die Ausscheidung über die Niere wichtig ist.
Vorsicht ist bei Menschen mit einer eingeschränkten Nierenfunktion gegeben. Hier kann das zuviel an Kalium oft nicht ausreichend ausgeschieden werden und so verstärken sich die Beschwerden anstatt zu helfen! Daher gilt auch hier wie bei allen Pflanzen der alte Spruch des Paracelsus „die Dosis macht das ein Ding kein Gift ist“!
Neben ihrer harntreibenden gibt es, durch diverse Inhaltsstoffe hier hauptsächlich die Phenole, auch eine schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung. Daher wird die Brennnessel auch adjuvant (zusätzlich) zur Therapie bei Rheuma, Arthrose und Arthritis eingesetzt um den Bedarf von NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika) zu verringern. Selbstverständlich kann man sich auch mit den Nesseln der Blätter über die Haut streichen. Die ameisensäurehaltige Brennflüssigkeit gelangt so auf die Haut wodurch eine vermehrte Durchblutung (Hyperemision) erreichet wird. Diese hilft dabei, dass Stoffwechselprodukte schneller abtransportiert werden und es so zu einer Linderung der Schmerzen kommt.
Bei einer Histaminunverträglichkeit sollte auf Brennnesseln und ihre Produkte ebenfalls verzichtet werden. Da die Nesseln eine vermehrte Histaminausschüttung verursachen.
Die Brennnessel ist eine der wenigen Pflanzen, bei der für drei verschiedene Pflanzenteile auch drei verschiedene Heilwirkungen beschrieben werden. Die Blätter haben wir im obrigen Abschnitt behandelt, die Wurzel hingegen hat ein ganz anderes Einsatzgebiet, welches auch in der Schulmedizin genutzt wird. Die Brennnesselwurzel wird, häufig in Kombination mit Sägepalmenfrüchten, bei der gutartigen Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahypertrophie) eingesetzt. Diese beiden Pflanzen können zwar nicht die Vergrößerung der Prostata rückgängig machen, erleichtern aber deutlich den Harnfluss und damit eines der unangenehmsten Symptome dieser Erkrankung. So kann eine eventuell notwendige Operation oft hinausgeschoben werden.
Die Samen der Brennnessel hingegen sind inzwischen als sogenannte „Superfood“ bekannt. Wer braucht Goji-Beeren, Chiasamen etc. die über weite Strecken nach Europa transportiert werden müssen? Diese kleinen dunklen Körnchen (Botanisch handelt es sich um Nüsse) haben es im wahrsten Sinn der Worte „in sich“!
- Linolsäure (74% – 83%)
- Öl (25% – 30 %)
- Linolensäure
- Schleimstoffe
- Tocopherol
- Carotinoide (zum Beispiel ß-Carotin und Lutein)
- so wie die Vitamine C, E und A
Das alles klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht so spannend. Die Wirkung dieser Stoffe ist aber um so interessanter. Brennnesselsamen wirken vor allem bei Leistungsschwäche, Müdigkeit und Erschöpfungszuständen. Sie werden hier zur allgemeinen Kräftigung eingesetzt. Man sagt ihnen auch eine aphrodisierende Wirkung nach, daher war die Einnahme der Samen in der Kirche des Mittelalters den Nonnen und Priestern verboten. In der Stillzeit steigerten sie den Milchfluss, in der Schwangerschaft hingegen sollte man ihren Einsatz aber mit einem Therapeuten abstimmen. Des weiteren sind in 100g Brennnesselsamen 31g Eiweiss enthalten und dass bei nur ca. 4 Kcal, was sie wiederum für Sportler und Veganer interessant macht. Ob in Joghurt oder Müsli, aufs Butterbrot oder den Frischkäse gestreut, diese kleinen Samen geben „verbrauchte Energie sofort zurück“!
Ob man die Pflanzenteile selbst sammelt (vielleicht besser mit Handschuhen und Schere „bewaffnet“) oder in Apotheken und Reformhäusern kauft, bleibt jedem selbst überlassen. Gerade jetzt im Frühjahr kann man gut die frischen Triebe abschneiden und zu Spinat verarbeiten oder als Smoothie zubereiten. Natürlich kann man die Blätter auch selbst für Tee trockenen. Für die Samen ist noch etwas Geduld gefragt, sie reifen erst in der zweiten Sommerhälfte im August/September aus.
Es würde mich freuen, wenn jetzt der Eine oder die Andere dieses „Unkraut“ mit neuen Augen sieht und es entfernt um es für seine Gesundheit einzusetzen. Oder seinen Gartenpflanzen etwas gutes zu tun.



Neues aus der Praxis Heilkraut
Wir alle freuen uns nach der langen dunklen Jahreszeit mit denen sich aneinanderreihenden Lockdowns darauf, endlich wieder in die Natur zu kommen! Nach dem jetzigen Stand können die mehrfach verschobenen Kurse an der VHS in Eckernförde endlich nachgeholt werden. Auch wenn das Thema „Heilpflanzen bei Erkältungskrankheiten“ nicht mehr so ganz in die Jahreszeit passt. Da wird mir bestimmt etwas Frühjahrsspezifisches einfallen, was ich mit einbauen kann. Auch der Kurs über ätherische Öle wird vom Inhalt etwas modifiziert werden, da Weihnachtsgeschenke wohl erst einmal nicht so im Vordergrund stehen. Aber man kann mit ätherischen Ölen ja auch Mücken vertreiben, was doch wohl etwas besser in die aktuelle Jahreszeit passt. Auch die Heilkräuterwanderung im Mai wird stattfinden können. So bald die neuen Termine stehen, werde ich es auf meiner Website so wie bei Facebook mitteilen.
Für die Sommermonate plane ich regelmäßige Heilkräuterwanderungen zu festen Terminen an wechselnden Orten. Sobald es da Neuigkeiten und Termine gibt erfahren Sie es hier, so wie in den sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram.
Es würde mich freuen in den folgenden Monaten wieder vielen Menschen die „Apotheke der Mutter Natur“ nahe zubringen. Bis es soweit ist, bleiben Sie gesund oder kontaktieren Sie mich, damit ich Sie auf dem Weg zur Gesundung unterstützen kann.
Ihre Charlotte Bronst