Die Christrose – Helleborus niger
Wie schon im letzten Jahr angekündigt, möchte ich mich dieses Jahr den „Giftpflanzen“ und deren Heilkräften widmen. Wer meine Artikel regelmäßig liest, kennt meinen am liebsten zitierten Satz: „Nur die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist“! In der Schulmedizin spricht man von der „Dosis letalis“ und diese ist bei einigen Pflanzen sehr gering, wodurch sie sich keinesfalls als Heilpflanzen zur Eigentherapie eignen. Dies gilt auch für die Heilpflanze im Januar, der Christrose. Wenn man die Botanik zu Rate zieht hat sie nichts mit Rosen zu tun, da sie zu den Hahnenfußgewächsen zählt.
Die Geschichte der Christrose
Wir alle kennen das Weihnachtslied „Es ist ein Ros´ entsprungen“ hierzu gibt es eine schöne Geschichte, wie die Christrose zu ihrem Namen kam. Einer der Hirten, die auf dem Weg nach Bethlehem waren, war untröstlich darüber und weinte bittere Tränen weil er kein Geschenk für das Jesukind hatte. Diese Tränen fielen zu Boden und daraus erwuchsen Blumen, die schön wie Rosen waren. Diese „Christrosen“ überbrachte er dann glücklich dem Jesukind. Dies ist nur eine von sehr vielen Geschichten, die von der Christrose handeln.
Aber auch die Tatsache, dass sie zu einer Zeit blüht, wo es draußen kalt, trüb und dunkel ist, lies sie in der alten Zeit zu einem „Lichtbringer“ werden. In alten Büchern findet man sie auch häufig unter dem Namen „schwarzer Nieswurz“, dies beruht auf der Tatsache, das aus der Wurzel (dem Rizom) wenn man sie trocknet und pulverisiert Niespulver entsteht. Dies nutzte man zum Beispiel in der Vier-Säftelehre von Hippokrates und Galen um festsitzenden (schwarzen Schleim) zum Fließen zu bringen und somit auch die Seele zu reinigen und heilen. Auch die Textzeile „… mit seinem hellen Scheine vertreibt´s die Finsternis“, spricht für die Stimmungsaufhellende Wirkung der Christrose.
Im Alemannischen galt die Christrose auch als Orakelblume für die Ernte im nächsten Jahr. Es wurden 12 Blütenknospen an Heiligabend ins Wasser gestellt, öffneten sie sich über Nacht, sprach das für gutes Wetter. Bleiben sie geschlossen, glaubte man mit schlechtem Wetter rechnen zu müssen.
Phytotherapeutischer Einsatz der Christrose
Vorsicht, die Pflanze ist in allen Teilen giftig! Sie darf nicht zur Eigentherapie verwendet werden!
Es kommt zu starken Vergiftungssymptomen, diese reichen von Schwindel, Übelkeit und Durchfall bis zu Entzündungen der Schleimhäute im gesamten Verdauungstraktes. Des Weiteren kann es zu Herzrhythmusstörungen bis zum Kreislaufzusammenbruch, Atemnot mit Krämpfen bis zum Tod durch Atemlähmung kommen. Alleine aus diesen Symptomen lässt sich erahnen, dass eine Therapie mit dieser Pflanze ein hohes Risiko birgt und daher nur in den Hände von sehr erfahrenen Therapeuten und Ärzten liegt darf. In der richtigen Dosierung eingesetzt kann sie aber durchaus therapeutisch genutzt werden.
In der anthroposophischen Medizin und der Homöopathie wird die Christrose sehr erfolgreich eingesetzt. Da beide Medizinrichtungen mit potenzierten Stoffen arbeiten, lässt sich das Risiko hier minimieren. Die oben beschriebenen heftigen Nebenwirkungen gelten in diesen Medizinrichtungen als Wirkungsbereich.
Helleborus niger wird in potenzierter Form bei Erkrankungen der Psyche (aufhellende Stimmung), wie Psychosen, Depression oder Demenz eingesetzt.
Bei Kopfschmerzen mit „trüben Gedanken“ bis zum Erbrechen wegen der starken Schmerzen (z.B. bei Migräne), genauso wie bei Hirnhautentzündung und Gehirnentzündungen oder dem sogenannten Hydrozephalus. Auch bei Epilepsie kann sie Erleichterung bringen. Hier erkennt man, dass auf Grund der schweren Krankheitsbilder, nachrangig zur Schulmedizin nur ein sogenannter komplementärer (begleitender) Einsatz dieser Mittel sinnvoll ist.
Für die Herzrhythmusstörungen zeigt sich das Herzglycosid Hellebrin verantwortlich, es ist in der Wirkung ähnlich dem Digitalis, welches aus dem Fingerhut gewonnen wird. Auch diese „Giftpflanze“ werde ich im Laufe des Jahres noch vorstellen.
Bei Frühgeborenen oder Sauerstoffmangel unter der Geburt, bei Hirnblutungen und Hydrozephalus im Säuglingsalter kann ein Einsatz von Helleborus niger erwogen werden. Es gibt neue Studien darüber, dass das sogenannte „Outcome“ (Ergebnis) dieser Kinder besser ist und sie deutlich seltener einen „Shunt“ benötigen um das Hirnwasser abzutransportieren.
Auch in der Krebstherapie wird neben der Mistel, Helleborus niger eingesetzt. Aktuell läuft an der Charité in Berlin eine erfolgversprechende Studie bei dem sogenannten Neuroblastom, welches häufig schon im Kindesalter entsteht.
Eine ausführliche homöopathische Anamnese muss dem Einsatz dieser Mittel vorausgehen! Nur dann kann diese so wertvolle Pflanze ihre Wirkung unter Überwachung voll entfalten!

Euch allen wünsche ich ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2023!
Eure
Charlotte Bronst