Die Königskerze – Verbascum thapsus
Die Heilpflanze im Oktober ist die Königskerze (Verbascum thapsus), auf Grund ihrer mit einem Flaum bedeckten Blätter auch Wollblume genannt. Auch wenn die wunderschönen Blütenstände fast verblüht sind, gibt es immer noch einige Exemplare, die selbst im Herbst ihre wunderschönen gelben Blüten leuchten lassen. Oft werde ich auf den Heilkräuterwanderungen gefragt, ob das (wegen der ebenfalls gelben Blüten) eine Nachtkerze sei? Die Nachtkerze kam allerdings als Zierpflanze aus Amerika zu uns, auch wenn man das kaum noch erinnert. Sie ist keine „einheimische“ Pflanze wie die Königskerze, galt bei den Indianern aber ebenfalls als Heilpflanze. Ihre stattliche Gestalt erreicht die Königskerze, wenn man ihren Wuchs, sowie auf dem Foto unten, nicht einschränkt. Das erklärt auch, weshalb diese Pflanze schon in der Frühzeit eine wichtige Heilpflanze war. Wie man welche Pflanzenteile einsetzen kann und gegen welche Beschwerden sie hilft möchte ich im folgenden Artikel aufzeigen.
Die Geschichte der Königskerze
In der Frühzeit Nord- und Mitteleuropas, war die Königskerze dem Lichtgott Baldur sowie der Göttin Freya geweiht. Aber auch mit Thor wurde sie in Verbindung gebracht, die Menschen glaubten, dass man sich den Zorn von Thor und seinem Hammer zuziehen könnte. Daher der Aberglaube die Königskerze würde den Blitz anziehen und man sollte die Wetter- und Gewitterkerze besser nicht nach Hause mitnehmen. Sie war auch eine wichtige Sonnenwendpflanze, vor allem weil sie das Licht und die Energie der Sonne und somit des Sommers symbolisierte. Die alten Germanen nutzten die Königskerze als Wetterorakel. Schaute ihre Spitze nach Westen, verhieß das schlechtes Wetter, zeigte sie nach Osten, konnte man gutes Wetter und Sonnenschein erwarten. Bei den Sonnenwendfeiern wurden die trockenen Blüten- und Fruchtstände mit Honigwachs, Honig Harz oder Pech eingestrichen oder in Öl getauchte und wurden dann in den heiligen Nächten als Fackeln benutzte. Auch beim Räuchern spielte sie in der Frühzeit eine große Rolle. In der christlichen Zeit wurden dann aus dem „Fackel- oder Wollkraut“ der „Himmelbrand“ oder die „St. Johanniskerze“.
Phytotherapeutischer Einsatz der Königskerze
Die Königskerze wird auf Grund ihrer enthaltenden Schleimstoffe und Saponine meist bei trockenem Reizhusten und Heiserkeit eingesetzt. Diese Wirkstoffe sorgen dafür, dass die gereizten Schleimhäute geschützt werden (Schleimstoffe) und der festsitzende Schleim sich verflüssigt (Saponine). Das Iridoid Aukubin ist ein Inhaltsstoffe der Königskerze, der sowohl gegen Viren als auch gegen Bakterien hilft, was sie in der Erkältungszeit zu einer sehr hilfreichen Heilpflanze werden lässt.
Genutzt werden die einzeln gepflückten gelben Blütenblätter. Diese werden schonend getrocknet damit sie möglichst nicht braun werden. Meist werden diese Blütenblätter mit anderen typischen Erkältungspflanzen wie Thymian, Malve, Spitzwegerich oder der Schlüsselblume gemischt, um eine Wirkungsverstärkung zu erreichen. Alle diese Pflanzen sind bei Erkrankungen der oberen Luftwege sehr nützlich. Bei Mischungen verschiedener Heilpflanzen sollte man aber therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, um die optimale Teemischung für seine Erkrankung zu bekommen. Den Tee sollte man dann 3 x täglich eventuell mit etwas Honig gesüßt trinken. Nutzt man ausschließlich Königskerzenblüten kann man diese über Nacht ziehen lassen und dann etwas erwärmen. So werden die Schleimstoffe besser gelöst was gerade bei Reizhusten zu einer besseren Wirkung führt.
Das sogenannte „Königsöl“ wird ebenfalls aus den Blütenblättern hergestellt. Es hilft zum Beispiel bei Ohrenschmerzen, hier können zusätzlich gut gewählte ätherische Öle eine schnellere Linderung bringen. Bei der Anwendung ist zu beachten, dass das Trommelfell nicht verletzt sein darf. Das Öl wird als Mazerat hergestellt, hierfür sammelt man frische Blütenblätter und übergießt sie mit gutem Öl. Dies lässt man für ca. 4-6 Wochen ziehen, täglich schütteln und filtert es anschließend in eine dunkle Glasflasche ab. Auch bei juckenden Ekzemen der Haut kann das Königsöl angewandt werden. Durch die entzündungshemmende und Juckreiz stillende Wirkung bringt es schnell Linderung.
Bei einer Tinktur aus den frischen Blüten bleibt der Wirkstoff Aukubin besonders gut erhalten und man kann seine entzündungshemmende Wirkung voll ausnutzen. Tinkturen werden ähnlich wie Öle durch Mazeration hergestellt, hierzu kann man sowohl Alkohol (Wodka, Korn etc. > 40%) als auch, für Kinder geeignet, Weinessig verwenden. Diese Tinkturen können ähnlich wie Tee eingesetzt werden, 3 x täglich 10-15 Tropfen in ein Glas Wasser.
Auch wenn bei dem Einsatz der Königskerze keine Nebenwirkungen zu erwarten sind, sollte sie nicht länger als 3-4 Tage angewandt werden. Gibt es in diesem Zeitraum keine Besserung, wendet Euch vertrauensvoll an mich. Denn eine verschleppte Erkältung kann sich lange hinziehen.


Neues aus der Praxis Heilkraut
Die Zeit der Heilkräuterwanderungen neigt sich langsam dem Ende. Wer an den wunderschönen Herbsttagen eine Wanderung erleben möchte, kann sich selbstverständlich gerne an mich wenden. Wir werden bestimmt einen passenden Termin und einen passenden Ort für einen lehrreichen Rundgang finden.
Die Kurse an der VHS Eckernförde gehen aber weiter. Am 5.11. findet ein Kurs „Heilpflanzen bei Erkältungskrankheiten“ statt. Am 19.11. widmen wir uns dann dem Thema „Kosmetik mit ätherischen Ölen“. Für beide Kurse gibt es noch freie Plätze, also schnell anmelden! Natürlich lasse ich mir für meine Kurse immer wieder etwas Neues und Interessantes einfallen, so wird es nie langweilig.
Bleibt gesund und wenn Ihr Unterstützung zum Gesunden benötigt, wendet Euch wie immer vertrauensvoll an mich.
Eure
Charlotte Bronst