Die echte Schlüsselblume -Primula veris
Bei schönem milden Wetter findet man die echte Schlüsselblume auch Primel genannt in naturnahen Gärten und an Waldrändern schon im Februar. Leider wird sie an den Feldrainen durch die Überdüngung immer seltener. Solch schöne Exemplare wie auf den Fotos sind in der Natur leider nicht mehr so häufig zu finden. In den Gartencentern findet man zwar jede Menge gezüchtete Primeln in den verschiedensten Farben. Aber die Wirkstoffe und damit Heilwirkung welche ich im folgenden Artikel beschreibe, findet man nur in der echten Schlüsselblume. Da die Pflanze unter Naturschutz steht, darf man die Wurzeln aber nur im eigenen Garten ausgraben! Aber auch dort sollte man sorgsam mit der Pflanze umgehen, da die Blüten die einzige Nahrungsquelle für die Raupe des gefährdeten Schlüsselblumen-Würfelfalters sind.
Die Geschichte der Schlüsselblume
Der lateinische Name leitet sich von „Primus“ dem Ersten und „veris“ vom lateinischen ver – Frühling und so ist sie auch eine sehr frühe Frühlingsblume. Wiesen-Primel, Himmelschlüsselchen, Apothekerblume, Arzneiprimel, Peterschlüssel, Gichtblume sind weitere Namen, aus denen schon ihr Einsatz in der Heilkunde zu erkennen ist.
Schon die Druiden der Kelten haben sie als Bestandteil ihres „Trank der Begeisterung“ genutzt. Man sagte die Pflanze habe die Kraft Tore zu öffnen, egal ob das Tor zum Frühling oder das Tor zu unserer Seele. Bei den Germanen zählte sie zu den Pflanzen, welche von Elfen und Nixen geliebt und beschützt wurden. Die christliche Mythologie erzählt, dass vor langer Zeit Petrus sein goldener Himmelsschlüssel auf die Erde fiel. Er sandte sogleich einen Engel als Boten aus, um diesen zu holen. Als der Engel jedoch auf die Erde kam, wuchsen aus der Stelle, wohin der Schlüssel gefallen war, lauter gelbe Blumen – die Schlüsselblumen. Daher auch der Name Himmelsschlüsselchen welcher auch von Hildegard von Bingen verwendet wurde. Genauere Heilwirkungen findet man allerdings erst in Kräuterbüchern ab dem 16. Jahrhundert, da es sie eine Pflanze des Nordens ist und im Mittelmeerraum nicht vorkommt. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1773 durch Carl von Lineé in seinem zweibändigen Buch „Species Plantarum“.
Laut Culpepper mindert sie Schwindel, Fallsucht und Lähmungen. Kräuterpfarrer Künzle empfahl sie bei Erkältungen und Rheuma. Hieronymus Bock setzte dieses Kraut zudem als Kräftigungsmittel für schwache und kranke Menschen ein.
Phytotherapeutischer Einsatz der Schlüsselblume
Die Wurzeln und in geringerem auch die Blüten, der Schlüsselblumen enthalten einen hohe Anteile an Triterpensaponinen. Sie haben eine antibiotische, krampflösende und antimykotische Wirkung, außerdem enthalten sie einen nennenswerte Anteile an Phenolglykosiden. Von besonderer Bedeutung sind Primulaverosid und Primverosid, die u.a. Salicylate enthalten, die eine schmerzhemmende und entzündunghemmende Wirkung ähnlich der Weidenrinde haben. Außerdem sind in der Schlüsselblume Flavonoide sowie Gerbstoffe enthalten. Auch die Blätter der Primula veris enthalten einen nennenswerte Anteil an Saponinen und Flavonoiden, so dass auch diese für Heilkuren in Betracht gezogen werden können.
Den häufigsten Einsatz für die Schlüsselblume findet man heutzutage bei hartnäckigen Erkältungskrankheiten wie starkem Husten, Nasennebenhöhlenentzündung, Kehlkopfentzündung etc. Die Saponine (Schleimstoffe) sorgen dafür, dass das Sekret in der Lunge flüssiger wird und somit leichter abgehustet werde kann. Bei krampfartigem Husten wie Keuchhusten helfen die krampflösenden Inhaltsstoffe und durch die antibakterielle Wirkung wird die Heilung zum Beispiel bei einer Lungenentzündung unterstützt. Sehr häufig wird sie dabei als Tee mit anderen „Erkältungskräutern“ wie Thymian oder Spitzwegerich gemischt um die Wirkung zu verstärken. Alles Pflanzen, die man auch in dieser kalten Jahreszeit frisch ernten kann. Die Menge pro Tasse hängt davon ab ob man Blüten oder Wurzeln verwendet. Da die Pflanze unter Naturschutz steht, darf die Wurzel nur aus nachhaltiger Zucht, mit Genehmigung bzw. im eigenen Garten ausgegraben werden. Die Wurzel hat einen deutlich höheren Anteil an Triterpensaponinen daher benötigt man für 1 Tasse/250ml nur 1-2 g, bei der Blüte liegt der Anteil bei mindestens 3-4 g.
Für Hildegard v. Bingen gehörte die Schlüsselblume zu den Wärme gebenden Pflanzen, die ihre Stärke durch die Kraft der Sonne bekommen. Sie setzte Schlüsselblumen bei Depressionen, Melancholie und Kopfschmerzen ein. Wie schon bei den Kelten beschrieben öffnet sie das Tor zur eigenen Seele. In der Naturheilkunde heute dient ein Tee aus den getrockneten wie frischen Blüten der Schlüsselblume dazu, besser einzuschlafen. Er dämpft psychische Erregung, lindert nervöse Stimmungen, unbegründete Ängste, ähnlich wie Lavendel und hilft bei Stress zu entspannen.
Die krampflösenden Triterpensaponine und die Salicyl ähnelnden Phenolglykoside Primulaverosid und Primverosid helfen bei Kopfschmerzen und leichter Migräne.
Auch einem sogenannten Blutreinigungstee, sollte man ein paar Schlüsselblumenblüten hinzufügen. Ihre schmerzstillende Wirkung kann bei Rheumatischen Erkrankungen und Gicht sehr hilfreich sein.
Vorsicht geboten ist bei Menschen die einen empfindlichen Magen haben. Die Triterpensaponine haben eine Magenschleimhaut reizende Wirkung, so dass bei diesen Menschen und auch bei Kindern besser die Blüten zum Einsatz kommen sollten, da in ihnen weniger dieser Wirkstoffe enthalten sind.


Neues aus der Praxis Heilkraut
Nachdem die VHS Kurse im letzten, sowie in diesem Jahr so schnell ausgebucht waren. Werde ich zusammen mit der VHS Eckernförde auch in diesem Jahr wieder neue Kurse anbieten. Sobald die Termine und Themen stehen, erfahrt Ihr es hier auf der Website und in den Sozialen Medien wie Facebook oder Twitter.
Fest stehen schon die Termine der ersten Wanderungen im Mai. Beide werden wieder vom „Aktionsmonat Naturerlebnis“ mit veranstaltet. Für den ersten Termin am Samstag den 21.05.2022 entlang des Windebyer Noor erfolgt die Anmeldung über die VHS Eckernförde. Der zweite Termin am darauf folgenden Sonntag den 22.05.2022, der entlang der Felder von Bornstein führt könnt Ihr Euch bei mir per Mail oder Telefon anmelden.
Selbstverständlich gibt es im laufe des Jahres weitere Heilkräuterwanderungen an den verschiedensten Stellen in der Umgebung von Eckernförde und Gettorf. Sobald die Termine und Orte bekannt sind, werde ich es hier auf der Website und in den Sozialen Medien bekannt geben.
Wer privat für die Familie, den Freundeskreis oder vielleicht für die Kollegen eine Heilkräuterwanderung organisieren möchte, kann mich gerne jederzeit ansprechen. Bei Terminen und Orten bin ich da flexibel.
Bleibt gesund und im Bedarfsfall wendet Euch an mich
Eure Charlotte Bronst