Die Wegwarte – Heilpflanze im Juli

Die gemeine Wegwarte – Cichorium intybus

Die Wegwarte ist in diesem Jahr zur Heilpflanze des Jahres gekürt worden. Hier bei uns an der Ostsee findet man sie häufig, wie der Name schon sagt entlang der Wege. Sie wächst gerne in schweren lehmigen Böden und mag es trocken und sonnig. Ihre blauen Blüten drehen sich mit der Sonne im Laufe des Tages, woher sie auch die Namen Sonnenbraut, Sonnenwedel oder Sonnenkraut verdankt. Auch der berühmte Botaniker Carl von Linné nutzte sie in seiner Blumenuhr, da sie in seiner Heimat Uppsala zur Sommersonnenwende um ca. 5:00 Uhr ihre Blüten nach Osten öffnet und gegen 22:00 Uhr nach Westen schließt. Es gibt über 60 verschiedene Namen für diese Pflanze, der am häufigsten genannte ist aber wohl Zichorie, welcher sich von ihrem lateinischen Namen ableitet. Was die Wegwarte zur Heilpflanze macht, möchte ich im nachfolgenden Artikel erklären.

Geschichte der Wegwarte

Die ersten Erwähnungen findet man schon in ägyptischen Papyrustexten aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. In der vorkeltischen Zeit wurde die Wegwarte als Verkörperung der Vegetationsgöttin verehrt. Sie war die Frau des Sonnengottes und verfolgte mit ihren blauen Augen die Laufbahn der Sonne während des Tages. Plinius der Ältere erwähnt die Wegwarte in seiner Enzyklopädie „Naturalis historia“ welche um das Jahr 77 vor Chr. entstanden ist. Auch in der Wikingersiedlung Haithabu bei Schleswig wurde von auf Pflanzen spezialisierten Archäologen, Pollen und Pflanzenreste der Wegwarte nachgewiesen. Eine schöne Übersicht finden Interessierte auf der Website Pflanzenfunde von Haithabu. Die Christliche Kirche ordnete die Wegwarte der Passion Christi zu, so ist sie Bestandteil der zu Maria Himmelfahrt gebundenen Kräuterbüschel. Vor allem der seltenen weissblühenden Wegwarte, werden die verschiedensten Zauberkräfte vor allem als Liebeszauber nachgesagt.

Die Wegwarte in der Phytotherapie

Aber wieso ist diese Pflanze eine Heilpflanze? Wie der Name Cichorium schon vermuten lässt, handelt es sich um die Urform unserer heutigen Wintersalate wie Zuckerhut, Chicorée oder Radicchio. Diese sind bekannter massen sehr bitter, daher wird die Wegwarte in der Phytotherapie als Tonikum amarum bezeichnet. Das bedeutet, sie fördert durch ihre Bitterstoffe die Magensaftproduktion. So wird sie gerne bei Verdauungsbeschwerden, wie Völlegefühl und drückenden Oberbauchbeschwerden eingesetzt. Aber auch zur Stärkung von Leber und Galle kann man sie anwenden. 

Die Wegwarte ist eine der wenigen Heilpflanzen, welche bei Beschwerden der Milz angewendet werden. Auf Grund ihrer Stoffwechsel anregenden Eigenschaft, hilft sie Schwermetalle und andere Giftstoffe auszuleiten. So eignet sie sich in Kombination mit zum Beispiel  Löwenzahn, Birkenblättern und/oder Brennnesseln, sehr gut als Frühjahrskur zur Durchspülungstherapie.

Auch die Bauchspeicheldrüse unterstützt die Wegwarte. Ihre Wurzel hat einen hohen Anteil an Inulin, dieser Inhaltsstoff regt die Insulinbildung an ohne das für seine Verarbeitung Insulin benötigt wird. So kann bei einer verminderten Insulinproduktion, welche oft bei einem Diabetes mellitus TypII vorliegt, diese angeregt werden. 

Auch als Kaffeeersatz kann man die Wurzel verwenden, am bekanntesten ist hier wohl der Muckefuck. Hierzu wird die Wurzel im Frühjahr oder im Herbst ausgegraben, gesäubert, in kleine Stücke geschnitten und in der Pfanne mit Getreide und ggf. etwas Zucker geröstet. Auf Grund ihrer Bitterstoffe und der Tatsache, dass das Inulin durch den Röstvorgang zum Teil in Oxymethylfurfurol umgewandelt, wird hat die Wurzel einen kaffeeartigen Geschmack allerdings ohne Koffein. Gerade in Kriegszeiten war dies ein sehr beliebter und preiswerter Kaffeeersatz.

Neues aus der Praxis Heilkraut

Auf dem Weg möchte ich mich noch einmal bei den „Mitwanderer/innen“ bei der ersten Heilkräuterwanderung des Jahres bedanken. Wir hatten sehr viel Spaß und ich hoffe, dass alle etwas Interessantes mitgenommen haben.

Die Mitarbeiter der VHS in Eckernförde arbeiten gerade an dem neuen Programm für Herbst 2020/Frühjahr 2021. Es wird dort insgesamt 4 Termine mit mir geben, zwei Wanderungen und zwei Seminare im Gebäude der VHS bzw. in der Küche der Pestalozzi Schule. Sobald das Programmheft erschienen ist, werde ich einen Link zum Anmelden und genauere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen hier auf meiner Homepage und bei Facebook veröffentlichen. Der erste Termin wird schon im September sein, also immer mal wieder reinschauen oder bei Facebook abonnieren.

Bis dahin bleiben Sie gesund und bei Fragen, melden Sie sich bei mir.

Ihre Charlotte Bronst