Kriechender Günsel – die Heilpflanze im April

Kriechender Günsel – Ajuga reptans


So langsam fängt es auch bei uns im hohen Norden an zu grünen und zu blühen. Eine kleine Pflanze, die wenn man sie wachsen lässt aber auch stolze 30cm an Höhe erreichen kann, ist der Kriechende Günsel und diese möchte ich Euch diesen Monat einmal etwas näher vorstellen. Ihre kleinen blauen Lippenblüten sind vor allem bei den frühen Bienen und den Hummeln sehr beliebt. Aber auch uns kann dieses „Kraut“ viel Gutes tun.

Geschichte des Kriechenden Günsel

Hieronymus Brunschwig (*1440 – 1513) übernahm die Indikationen des Kriechenden Günsel in sein „Kleines Destillierbuch“ und nannte den Kriechenden Günsel darin „güldin gunsel“. Von diesem „Kleinen Destillierbuch“ gelangten die Beschreibungen des Kriechenden Günsels in die Kräuterbücher der sogenannten Väter der Botanik, Otto Brunfels (*1488 – 1534), Hieronymus Bock (*1499 – 1554) und Leonhart Fuchs(*1501 – 1566). Sie alle glaubten im Kriechenden Günsel den  „A. chamaipitys“ (gelber Günsel) des Dioskurides (1. Jahrhundert zur Zeit Neros) wieder zuerkennen. Zur damaligen Zeit wurde der Kriechende Günsel als „consolidare“, also festmachend bezeichnet. Aber auch andere Pflanzen bekamen diesen Beinamen, wie die kleinen Braunelle, der Beinwell und das Gänseblümchen. Nicholas Culpeper (*1616 – 1654) bezeichnet sie in seinem Werk „The Complete Herbal“ sogar als bedeutende Heilpflanze. Eigentlich schade, dass sie trotz positiver Belege bei neueren Untersuchungen fast ganz aus der Naturmedizin verschwunden ist.

Phytotherapeutischer Einsatz des Kriechenden Günsel

Auf Grund seiner reichlich enthaltenen Bitterstoffe wird der Kriechende Günsel gerne in Wildsalaten genutzt, er wirkt appetitanregend, fördert die Verdauung, regt den Gallenfluss an und stärkt die Leber. Wer den starken an Chicorée erinnernden Geschmack nicht mag, kann natürlich auch auf Tee zurückgreifen. Hierfür werden 2 Teelöffel blühendes Kraut (frisch oder getrocknet) für 20 Minuten ziehen gelassen. 2-3 Tassen pro Tag vertreiben die Frühjahrsmüdigkeit und eignen sich hervorragend für eine Fastenkur. Wie bei allen Wild- und Heilpflanzen sollte aber spätestens nach 6 Wochen eine Pause von 2 Wochen eingelegt werden.

Die Gerbstoffe im Kriechenden Günsel können sowohl im Tee zum Beispiel bei Aphten oder anderen Entzündungen im Mundbereich eingesetzt werden, ihre entzündungshemmende und „zusammenziehende“ Wirkung hilft bei einer schnelleren Abheilung. Das gleicht gilt auch für schlecht heilende Wunden hier kann man eine mit Tee getränkte Kompresse nutzen oder als Sitzbad bei z. B. Hämorrhoiden. Als Tee kann er bei Magengeschwüren Erleichterung bringen, da er auch der Schleimhaut im ganzen Magen-Darmtrakt gut tut.

Sein Wirkstoff Luteolin, ein zu den Flavonen zählender Wirkstoff hilft bei der Immunmodulation und wirkt schlaffördernd. Ein weiterer zu den Flavonen zählender Wirkstoff, das Apigenin wirkt leicht angstlösend, allerdings nicht so ausgeprägt wie zum Beispiel der Lavendel.

Kriechender Günsel - die Heilpflanze im April
Ein blühendes Feld mit Kriechendem Günsel
Kriechender Günsel - die Heilpflanze im April
Hier sieht man die bei Hummeln beliebten Lippenblüten
Kriechender Günsel - die Heilpflanze im April
Bis zu 30cm können die Blütenstände groß werden, wenn man sie lässt.

Wie bei allen Heilpflanzen ist es also ein Cocktail an Wirkstoffen, die erfolgreich gegen die unterschiedlichsten Erkrankungen eingesetzt werden können. Herauszufinden welche am besten bei jedem Einzelnen der Patienten wirkt ist anspruchsvoll und meine Profession. Eine Selbsttherapie hat ihre Grenzen, wenn nach 1 Woche keine Besserung eintritt, oder es sogar zu einer Verschlechterung kommt, wendet Euch direkt vertrauensvoll an mich.

Eure Charlotte